Ludwig GEYER

(* 21. Januar 1780; † 29. September 1821)
Deutscher Maler, Schriftsteller und Schauspieler.
Ehemann von Johanna Rosine Pätz, und Stiefvater Richard Wagners
Vater von Cäcilie, Halbschwester Richard Wagners.

Als Friedrich Wagner starb, war Richard erst sechs Monate alt, so dass er keine Erinnerung an seinen Vater hatte. Es überrascht daher nicht, dass er Ludwig Geyer so liebte, als ob er sein leiblicher Vater gewesen sei. Richard nannte ihn im Übrigen „unseren Vater Geyer“ [20] und war immer voller Respekt und Zuneigung, wenn er über Geyer redete. (…) Die Beschreibung Geyers in Mein Leben ist ebenfalls sehr positiv: „Von seiner großen Neigung für das Theater zeugte außerdem die Wahl eines innig vertrauten Hausfreundes, des Schauspielers Ludwig Geyer. Hatte ihn bei der Wahl dieses Freundes gewiß hauptsächlich seine Theaterliebe geleitet, so führte er in ihm seiner Familie zugleich den edelsten Wohltäter zu, indem dieser bescheidene Künstler durch innigen Anteil an dem Lose der zahlreichen Nachkommenschaft seines unerwartet schnell verscheidenden Freundes Wagner bewogen, den Rest seines Lebens auf das angestrengteste der Erhaltung und Erziehung dieser Familie widmete. (…) Wie tief das Bedürfnis des heimatlosen, vom Leben hart geprüften und umhergeworfenen Künstlers war, in einemsympathischen Familienverhältnisse sich heimisch zu wissen, bezugte er dadurch, daß er ein Jahr nach dem Tode seines Freundes dessen Witwe ehelichte, und fortan der sorgsamste Vater der hinterlassenen sieben Kinder ward. (…) Dieser ausgezeichnete Mann (…) übernahm nun mit größter Sorgfalt und Liebe auch meine Erziehung. Er wünschte mich gänzlich als eigenen Sohn zu adoptieren, und legte mir daher, als ich in die erste Schule aufgenommen ward, seinen Namen bei, so daß bis in mein vierzehntes Jahr under den Namen Richard Geyer bekannt geblieben bin.“ [22]

images-11Ludwig Heinrich Christian Geyer wurde am 21. Januar 1780 in der Lutherstadt Eisleben geboren, wo sein Vater beim Oberaufseheramt als Aktuar tätig war. In Leipzig studierte er zunächst Rechtswissenschaften, musste sein Studium nach dem Tod seines Vaters jedoch abbrechen. Eine Zeitlang besuchte er ferner die Akademie der schönen Künste in Dresden. Mehrere Jahre lang zog er außerdem als Porträtmaler durch kleinere Provinz- und Kurstädte. Obwohl er keine wirklich gute Ausbildung genossen hatte, besaß er doch ein gewisses Talent. Carl Friedrich Wagner lernte Geyer vermutlich im Jahr 1800 bei seiner Rückkehr nach Leipzig kennen. Der fast zehn Jahre ältere Wagner empfahl seinen Freunden den jungen Porträtmaler.[23]

Zwischen den beiden Männern entstand im Laufe der Zeit schließlich eine enge Freundschaft. Geyer wurde fast schon zu einem Teil der Familie. Man spielte zusammen Theater und Friedrich Wagner verstand sehr schnell, dass das Talent von Geyer das Seine bei Weitem übertraf. Nach ein paar Engagements in diversen deutschen Kleinstädten schloss sich Geyer im Jahr 1805 der Truppe am Magdeburger Theater an. Ende 1805 wiederum verließ er Magdeburg und zog nach Stettin, wo er bis zur Auflösung der Truppe im Herbst 1806 blieb. Danach hielt er sich bis August 1809 in Breslau auf, um dann nach Leipzig zurückzukehren. Im Oktober 1809 wurde Geyer von der Truppe Joseph Secondas engagiert. Diese spielte im Sommer und während der Jahrmärkte in Leipzig und im Winter in Dresden.

Portrait_of_Ludwig_GeyerDa die Gruppe von Seconda in das Dresdner Hoftheater integriert worden war, stieg er 1814 zum königlich-sächsischen Hofschauspieler auf. Charakterrollen lagen dem ehrlichen, fröhlichen und recht bürgerlichen Schauspieler ganz besonders.

Seine Kritiken waren hervorragend. Mit seinen vielen verschiedenen Begabungen schrieb Geyer aber auch mehrere Theaterstücke und arbeitete als Autor. Wagner wird sich später an den Kindermord in Bethlehem erinnern, welchen Goethe sehr lobte[24]. Alle diese Rollen und Stücke erlaubten es Geyer jedoch nicht, ein gutes Auskommen zu haben. Sein hervorragender Ruf als Porträtmaler dagegen schon. So wurde er in Dresden damit beauftragt, die Königin von Sachsen zu porträtieren, und im Jahr 1819 malte er mehrere Mitglieder der bayerischen Aristokratie während einer Tournee in München. Geyer war es auch, der Johanna Rosine 1813 malte und sich 1806 auch zweimal selbst porträtierte. Gerne hätte er gewollt, dass auch sein Adoptivsohn Maler geworden wäre, der Junge zeigte in dem Bereich jedoch so überhaupt kein Talent.

So führte ihn Geyer in die Welt des Theaters ein: „Meine frühesten Jugenderrinnerungen haften an diesem Stiefvater, und gleiten von ihm auf das Theater über (…) Große Gewalt übte nun auf meine Phantasie die Bekanntschaft mit dem Theater, in welches ich nicht nur als kindischer Zuschauer in der heimlichen Theaterloge mit ihrem Eingang über die Bühne, nicht nur durch den Besuch der Garderobe mit ihren phantastichen Kostümen und charakteristischen Verstellungsapparaten, sondern auch durch eigenes Mitspielen eingeführt wurde.“ [25] Diese Veranlagung verstärkte sein Stiefvater noch, als er Richard am Vorabend seines Todes am Piano hörte: „Sollte er etwa Talent zur Musik haben?“ [26] Am 29. September 1821 raffte die Tuberkulose den Mann dahin, der Richard seine ganze Kindheit lang begleitet und geleitet hatte. Wagner schrieb: „Des andern Tages ward ich an das Bett meines Vaters geführt; die äußerste Schwäche, mit der er zu mir sprach, alle Vorkehrungen einer letzten verzweifelten Behandlung seiner akuten Brustwassersucht erfüllten mich mir so mächtig, daß ich nicht weinen konnte.“ [27]

von logo_cercle rw Pascal BOUTELDJA

Anmerkungen :
[22] Richard Wagner, Mein Leben, p. 14.
[23] Ernest Newman, The Life of Richard Wagner. 1.1813-1848, p. 16.
[24] Richard Wagner, Mein Leben, p. 14.
[25] Ibid, p.14-15.
[26] Ibid, p.15.
[27] Ibid, p.15.

Falls Sie zu diesem Artikel ergänzende Informationen beitragen möchten, kontaktieren Sie uns bitte!