WAGNER Carl Friedrich Wilhelm

Carl Friedrich Wilhelm WAGNER

(* 18. Juni 1770; † 23. November 1813)
Ehemann von Johanna Rosine PÄTZ
Vater Richard Wagners

Carl Friedrich Wagner wurde im gleichen Jahr wie Beethoven, nämlich am 18. Juni 1770, in Leipzig geboren. Richards Großvater, Gottlob Friedrich Wagner (1736 – 1795), geboren in Müglenz, studierte an der Leipziger Universität Theologie, konnte das Studium jedoch nicht mit Erfolg ablegen, so dass er schließlich am Ranstädter Tor das Amt des Thorschreibers innehatte.

Im Jahr 1769 heiratete er Johanna Sophie Eichel, die Tochter eines Leipziger Grundschullehrers. Die beiden hatten insgesamt vier Kinder: eines, das schon als Kleinkind starb, sowie Adolf[3], Friedrich und Friederike.

Friedrich, der Vater von Richard, besuchte ab Dezember 1780 die Sankt-Thomas-Schule und studierte neun Jahr später Jura an der Leipziger Universität. Ab 1794 arbeitete er am Gericht der Stadt Leipzig als Jurist und stellvertretender Aktuarius. Im Jahr 1810 konnte er dann – dank seiner Französischkenntnisse[4] und der Fürsprache des Marschalls Davout[5] seine Stelle als Aktuarius bei der Polizeidirektion antreten. In seiner Autobiografie schreibt Richard: „Über meinen für mich so früh verstorbenen Vater erfuhr ich später, daß er im allgemeinen sehr für Poesie und Literatur eingenommen, namentlich denn damals von den gebildeten Ständen sehr gepflegten Theater eine fast leidenschaftliche Teilnahme zuwendete [6].

“Seine Töchter benannte er daher nach Heldinnen von Goethe und Schiller und ließ ihnen eine sehr gute Erziehung zuteil werden. Er selbst trat mit einem gewissen Erfolg in einer Komödie von Goethe, den Mitschuldigen, auf. Das Theater war für ihn eine Leidenschaft, die auch in seiner Vorliebe für Schauspielerinnen zum Ausdruck kam. So frequentierte er eine berühmte Bühnenschauspielerin. Getroffen hat der die Dame dermaßen oft, dass sich seine Ehefrau darüber später noch ihren Kindern gegenüber mit einem Lachen beschwerte. Das Ehepaar führte ein regelrechtes Bohème-Leben. Hoffmann, der damalige Orchesterchef am Neuen Theater Leipzig, lernte Friedrich am 17. Juni 1813 kennen. Er beschrieb ihn als „exotischen Mann“[7]. Will man der Aussage einer Freundin der Töchter von Albert Wagner, dem älteren Bruder von Richard, glauben, war dieser klein und gekrümmt und hatte ein schönes Gesicht[8].

von logo_cercle rw Pascal BOUTELDJA

Anmerkungen :
[3] Der Onkel, über den Richard in seiner Autobiografie mit so viel Herzenswärme spricht und den er sehr bewundert. Adolf war ein renommierter und allseits respektierter Akademiker, Theologe, Philologe und Literat. Seine Ausbildung hatte er v. a. in Jena und Dresden genossen. In Hinblick auf die Allgemeinbildung sowie die literarische Bildung des jungen Richard spielte jener Onkel eine große Rolle.
[4] Wie Friedrich Französisch gelernt hat, ist noch nicht geklärt.
[5] Ernest Newman, The Life of Richard Wagner. 1.1813-1848. London, Cambridge University Press,1976.
[6] Richard Wagner, Mein Leben. Paris, Buchet/Chastel, 1978, p. 13.
[7] Herbert Barth, Wagner. Une étude documentaire. Paris, Gallimard, 1976, p. 147.
[8] Mary Burrell, Richard Wagner. His Life and Works from 1813 to 1834. Thalwil (Suisse), Editions TIMO Verlag, s.d., p. xv.

 

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