Editorial

MVRW Richard WagnerNoch eine Webseite, die sich Richard Wagner widmet ? Warum eigentlich ?

Über Richard Wagner, einen Vor- und einen Nachnamen, wurde bereits sehr viel geschrieben… und geredet. Manchmal sogar alles Mögliche. Selbst diejenigen, die von sich zugeben, dass sie von den zahlreichen Seiten des Künstlers, Musikers, Dirigenten, Theoretikers, Regisseurs, Architekten, Essayisten und sogar Philosophen und vor allem genialen Komponisten keine Ahnung haben, haben ihre ganz eigene Meinung zu Wagner. Eine ziemlich festgelegte, starre, von der sie total überzeugt sind. An Themen, auf die man allergisch reagieren kann, fehlt es nämlich nicht gerade. Handelt es sich doch angeblich um den Komponisten von viel zu langen Opern, bei denen man weder die Musik noch das Libretto versteht, um einen zweifelhaften Theoretiker, der sich eines schönen Tages selbst zum Vater der „Zukunftsmusik“ – ein ganzes Programm… – ausrief. Um einen Komponisten der etwas schuf, das die Nationalsozialisten ganz für sich vereinnahmen konnten, um den Erschaffer von Festspielen in einer bayerischen Kleinstadt (Bayreuth), für das Wartezeiten von bis zu zehn Jahren nötig sind, bis man dort eingelassen wird. Was für ein Snobismus!

Kurz und gut: Jede Menge Vorurteile und feststehende Meinungen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden und die bereits zu der Zeit entstanden sind, als der Komponist seine Werke dem Publikum vorgestellt hat. Einem begeisterten, ja leidenschaftlichen Publikum sowie feindlich gesinnten Verleumdern, die dazu entschlossen waren, dieser als gefährlich eingestuften Musik, die die Kodizes eines so konservativen 19. Jahrhunderts über Bord werfen wollte, ein Ende zu bereiten. Eines ist klar: Wagner und sein Werk sind Leidenschaft pur und eine Sache für Menschen, die sich begeistern können. Entweder man verehrt Wagner oder man verabscheut ihn und lehnt alles ab, was mit ihm zu tun hat.

Nach Bewunderern und Gegnern gleichermaßen gibt es allerdings eine Zeit vor und eine Zeit nach Wagner. Eine richtiggehende Revolution! Angeblich ist Wagner die Person, über die nach Karl Marx und Jesus am meisten geschrieben wurde. Unter den Werken, die ihm gewidmet sind, gelten einige als regelrechte „Bibeln“, wohingegen in anderen auf vorschnelle und heimtückische Weise Scheinargumente – Irrtümer, Halbwahrheiten, subjektive Kommentare in anscheinend objektiven Analysen – verbreitet werden.

Mit dem Aufkommen des Internets – mittlerweile existieren mehr als hundert Seiten, die sich mit dem Leben und Werk des Komponisten beschäftigen – wurde alles Mögliche veröffentlicht. Sich manchmal sogar widersprechende Informationsquellen huldigen einer oberflächlichen oder sehr subjektiven Vorgehensweise oder nehmen gern die ein oder andere Abkürzung.

 

Was aber sind die Themen, mit denen sich diese Webseite beschäftigt?

Unser Ziel ist es, anhand von zuverlässigen Quellen Antworten zu geben und zum Nachdenken über positive und auch negative Dogmen anzuregen, die zur Legende Richard Wagner gehören.

Unser forschender Blick richtet sich auf komplexe Themen, die wir für alle verständlich darstellen wollen. Das Ergebnis servieren wir Interessierten via Internet quasi auf einem Tablett.

Wagner selbst hat seine Autobiografie, die er noch zu seinen Lebzeiten seiner – ihn fast wie einen Gott verehrenden – Frau Cosima diktierte und auf deren heiligen Worte und Formulierungen diese sogar schlief, Mein Leben genannt.

Im reiferen Alter, als Wagner nämlich damit begann, seine Autobiografie zu konzipieren, zu schreiben und zu veröffentlichen, war ihm bewusst, dass sein außergewöhnliches Leben, welches durchaus eines Abenteuerromans würdig gewesen wäre, so ungewöhnlich war, dass es sich auf sein künstlerisches Schaffen auswirken musste.

Der Komponist besaß einen leidenschaftlichen Charakter. Er war mal politisch engagiert, mal sogar als Revolutionär tätig. Es handelte sich bei ihm um einen leidenschaftlich Verliebten, der die Verzweiflung über seine unmögliche Liebe zu einer verheirateten Frau, nämlich Mathilde Wesendonck, dazu nutzte, um Tristan und Isolde zu komponieren. Richard Wagner war ein Freund des Volkes, das er in Münchner Brauhäusern traf. Er war ein naher Freund und Vertrauter des Königs Ludwig II. von Bayern, der ihm bei der Erschaffung seiner Opern sehr behilflich war. Er war ein Ästhet, der im Luxus leben wollte und der sein ganzes Leben lang vor Gläubigern und Gerichtsvollziehern flüchten musste. Richard Wagner war ein Freund von Philosophen, mit denen er sich unterhielt und theoretisierte, darunter Nietzsche, welcher zunächst sein Freund und später sein Feind war. Richard Wagner war in der Geschichte der Musik der Erste und der Einzige, der der Meinung war, dass sein Werk nur in einem eigens dafür konzipierten und erbauten Theater in der ihm gebührenden Weise aufgeführt werden konnte.

Die Zeitgenossen, denen der Künstler zufällig begegnete, zählen zu den berühmtesten Persönlichkeiten jener Epoche, egal ob sie vom Komponisten selbst fasziniert oder irritiert waren, so Königin Victoria, Catulle Mendès, Bismarck, Charles Baudelaire und noch viele andere mehr.

Jede einzelne Person beeinflusste die Opern des Komponisten, die auf den Bühnen der ganzen Welt zu sehen sind, die Gestaltung des Personeninventars, die Problematiken oder die Libretti, auf ihre ganz besondere Art.

 

Mit dieser neuen Webseite, die einzig und allein dem deutschen Komponisten gewidmet ist, stellen wir uns der Herausforderung, diese offensichtliche und faszinierende Beziehung zwischen dem Leben Richard Wagners und seinen künstlerischen Kreationen herauszustellen.

 

In einer möglichst umfassenden Biografie stellen wir die Ereignisse vor, die das Leben Richard Wagners von seiner Ausbildung und seiner ersten Begegnung mit Musik (Beethoven, Weber) bis zu seinen politischen Umtrieben und seinen Treffen mit gekrönten Häuptern prägten. Politische Umtriebe, die ihn ins Exil führten und ihn Frankreich, Italien und die Schweiz in einer nie enden wollenden Flucht kennenlernen lierne. All dies verhalf ihm bei den Künstlern und Philosophen, mit denen er einen regen Briefwechsel führte und die sowohl seine Art zu denken als auch seinen künstlerischen Ausdruck beeinflussten, zu Anerkennung. Ein Leben voller ewiger Qualen und Kämpfe, ein Leben, das das Werk des Künstlers nachhaltig beeinflusste.

Anhand der biografischen Schriften Wagners, des Tagebuchs seiner Ehefrau Cosima sowie anhand schriftlicher Zeugnisse, die von Freunden und Verwandten des Künstlers noch zu dessen Lebzeiten verfasst wurden, beschäftigen wir uns völlig unvoreingenommen und ohne persönliche Wertung mit den großen Themen, die der Kunst dieses Genies des 19. Jahrhunderts zugrunde liegen. Wir versuchen, die Zusammenhänge zwischen künstlerischen, politischen, theologischen und auch sozioökonomischen Einstellungen des Komponisten und der Art, wie er diese auf der Bühne zu sublimieren suchte, zu erfassen.

 

Richard Wagner, ein Leben, ein Werk
Ein Leben, das ein Werk erklärt.
Ein Werk, das wir auf unserer gemeinschaftlich erstellten Seite durch ein Leben zu erklären versuchen und das so für alle zugänglich wird.

Nicolas Crapanne.