DIE HOCHZEIT, WWV31

Das Werk von Richard Wagner setzt sich von den Feen bis zu Parsifal aus Opern und Musikdramen zusammen. Eine detaillierte Vorstellung jedes einzelnen seiner Hauptwerke wird hier kombiniert mit einem Ensemble mehrerer Artikel zum selben Thema, welche nicht nur den Zusammenhang des jeweiligen Werks mit dem Leben Richard Wagners herstellen, sondern auch den sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Kontext miteinbeziehen. Nicht zuletzt finden Sie in dieser Abteilung bzw. diesem Raum neben Opern auch sämtliche anderen musikalischen Werke Richard Wagners sowie sein literarisches Erbe.

Die Hochzeit, WWV31

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von  logo_cercle rwHenri PERRIER

Mit 20 Jahren versucht sich Richard Wagner zum ersten Mal an Opern und schreibt – wie auch später – den Text für Die Hochzeit selbst. Außerdem beginnt er mit dem Komponieren des ersten Akts. Das gesamte Libretto schrieb er im Herbst 1832 in Pravonin und Prag in Böhmen. Um den musikalischen Teil kümmerte er sich im darauffolgenden Winter in Leipzig.

In seiner Autobiografie wiederum fasst er den Inhalt des Werks sehr genau zusammen und nennt auch den Grund, aus dem er sich dazu entscheidet, die Arbeit an dieser Oper nicht fortzusetzen.

“Zwei große Geschlechter hatten lange in Familien-Feindschaft gelebt und waren nun dazu vermocht worden, sich Urfehde zu schwören. Zu den Festen der Vermählung seiner Tochter mit einem treuen Parteigänger lud das greise Haupt der einen Familie den Sohn des bisherigen Feindes ein. Die Hochzeit wird mit einem Versöhnungsfeste verbunden. Während die Gäste mit Mißtrauen und Furcht vor Verrat erfüllt sind, hat in dem Herzen ihres Führers eine düstre Leidenschaft für die Braut seines neuen Bundesfreundes Raum gewonnen. Sein düstrer Blick schneidet auch ihr in das Herz, und als sie, im festlichen Zuge nach der Brautkammer geleitet, der Ankunft des Geliebten harrend, plötzlich am Fenster ihres hohen Turmgemaches diesen selben Blick mit furchtbarer Leidenschaft auf sich blitzen sieht, erkennt sie sofort, daß es sich um Leben oder Tod handelt. Den Eingedrungenen, der sie mit wahnsinniger Glut umfaßt, drängt sie zum Balkon zurück und stürzt ihn über die Brüstung in die Tiefe hinab, wo der Zerschmetterte von seinen Genossen aufgefunden wird. Diese scharen sich sofort gegen den vermeintlichen Verrat und schreien nach Rache: ungeheurer Tumult erfüllt den Schloßhof; das furchtbar gestörte Hochzeitsfest droht zur Mordnacht zu werden. Den Beschwörungen des ehrwürdigen Familienhauptes gelingt es jedoch, das Unheil abzuwenden; Boten werden an die Familie des rätselhaft Verunglückten ausgesandt; die Leiche selbst soll zur Sühne des unbegreiflichen Vorganges mit höchster Feierlichkeit, unter dem Beileid des ganzen Geschlechtes der verdächtigen Familie, begangen und hierbei durch Gottes Urteil ergründet werden, ob irgendein Glied derselben die Schuld des Verrates treffe. Während der Vorbereitungen zu dieser Leichenfeier zeigen sich an der Braut Spuren eines schnell sich steigernden Wahnsinns; sie flieht ihren Bräutigam, verschmäht die Verbindung mit ihm und verschließt sich unnahbar in ihr Turmgemach. Nur zur Totenfeier, als diese mit höchster Pracht zur Nachtzeit begangen wird, stellt sie sich ein, bleich und schweigend an der Spitze ihrer Jungfrauen, dem Seelenamte beizuwohnen, dessen düstrer Ernst durch die Kunde vom Heranzug feindlicher Scharen und endlich vom Waffensturm der herandrängenden Verwandten des Erschlagenen unterbrochen wird. Als die Rächer des vermeintlichen Verrats endlich in die Kapelle dringen und den Mörder des Freundes aufrufen, deutet der entsetzte Burgherr auf die entseelte Tochter, welche, dem Bräutigam abgewandt, am Sarge des Erschlagenen hingesunken ist.

Dieses vollkommene Nachtstück von schwärzester Farbe, in welches aus weiter Jugendferne »Leubald und Adelaïde« veredelt hineinklangen, führte ich mit Verschmähung jedes Lichtscheines und namentlich jeder ungehörigen opernhaften Ausschmückung schwarz auf schwarz aus. Zarte Saiten wurden jedoch bereits berührt; und die Introduktion des ersten Aktes brachte mir (durch ein Adagio für Vokal-Septett, in welchem die Versöhnung der streitenden Familien, die Empfindungen des Brautpaares, mit der düstren Glut des heimlich Liebenden zugleich sich ausdrückten) von Weinlich, dem ich hiermit den Beginn der Komposition meines Werkes schon bei meiner Heimkehr nach Leipzig zeigen konnte, ob der darin sich kundgebenden Klarheit und Sangbarkeit sehr ermutigende Lobsprüche ein. Hauptsächlich lag mir jedoch daran, den Beifall meiner Schwester Rosalie für mein Unternehmen zu gewinnen. Diese konnte sich jedoch mit meinem Gedicht nicht befreunden: sie vermißte alles das, was ich eben fast mit Absichtlichkeit ausgelassen hatte, und wünschte Ausschmückung und Ausbildung der einfachen Verhältnisse zu mannigfaltigeren und möglichst freundlicheren Situationen. Schnell war ich entschieden, ergriff ohne alle Leidenschaftlichkeit mein Manuskript und vernichtete es spurlos.” (Richard Wagner, Mein Leben)

Was Wagner vernichtete, war jedoch nur das Libretto und nicht der Teil, für den er die Musik komponiert hatte und der seinem Musikprofessor Weinlig gefiel. Die Partition schenkte er 1833 dem hiesigen Musikverein, als er im Theater von Würzburg Chorchef war.

Ob diese Partition damals gespielt wurde, ist unbekannt. Die Fragmente jedenfalls bestehen aus zwei Szenen mit einer Introduktion, einem Chor und einem Septett. Zu erwähnen ist noch, dass die französische Übersetzung von Philippe Godefroid veröffentlicht wurde (Les Opéras imaginaires, Librairie Séguier Archimbaud Verlag)

In der Introduktion geht es um den Empfang von Cadolt, dem Sohn des ehemaligen Feindes, und dessen Pferdeburschen, die zur bevorstehenden Heirat von Ada und Arindal als Gäste geladen sind. Es folgt der Chor, welcher den Brautzug begrüßt, während Cadolt beim Anblick seiner Verlobten von Leidenschaft und Staunen ergriffen wird. Das Septett vereint Ada und Arindal, die Eheleute, Cadolt und seinen Pferdeburschen Admund, Lora, die Dienerin von Ada, König Hadmar, den Vater von Ada, und dessen Seneschall Harald. Interessant ist, dass manche dieser Personennamen ebenfalls in seiner ersten vollendeten Oper, Die Feen, verwendet werden.

Als der Würzburger Musikverein im Jahr 1879 aufgelöst wird, wird das Manuskript zum Kauf angeboten. Wagner versucht, es zurückzukaufen, doch scheint ihm der Preis hierfür zu hoch. Er führte daraufhin einen Prozess, den er jedoch verlor. Später wird das Manuskript von Mary Burrell erworben. Die Partitur wird 1912 herausgegeben, stößt aber lediglich auf etwas Neugierde, jedoch auf kein größeres Interesse. Eine erste Aufführung fand 1933 in Rostock statt. Zu einer weiteren kam es 1938 in Leipzig. Unseres Wissens nach gibt es nur eine einzige Aufnahme, die vor etwa 40 Jahren in England entstanden ist und lediglich Introduktion und Chor, nicht aber Septett beinhaltet.

logo_cercle rw  HP in WAGNERIANA ACTA  2003 @ CRW Lyon

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